• Aber das vor einigen Jahren in der Russischen Föderation eingeführte Fach darf nicht mit einem konfessionellen Religionsunterricht verwechselt werden – Gemeinsamer Widerstand der Anhänger der sowjetischen Tradition und des west-orientierten Säkularismus gegen Bestrebungen des Moskauer Patriarchats

     In Moskau entscheiden sich 80 Prozent der Eltern für das Fach "Grundkenntnisse der Orthodoxie"

     

     

     

     

     

     

    Moskau/Russland 18.10.16 (poi/CBS KULTUR INFO)   In der Region Moskau entscheiden sich 80 Prozent der Eltern dafür, dass ihre Kinder ab der 4. Schulstufe das Fach "Grundkenntnisse der Orthodoxie" belegen. Dies teilte die regionale Unterrichtsministerin Marina Sacharowa im Gespräch mit Journalisten mit.

     

    Die Alternative wäre das Fach "Grundkenntnisse der säkularen Ethik". Die Pressestelle des russischen Erziehungsministeriums stellte ergänzend fest, dass in Moskau "Grundkenntnisse der Orthodoxie" im Rahmen des föderationsweiten Faches "Religiöse Grundkenntnisse" angeboten wird. Da in Moskau vor allem orthodoxe Christen leben, werde hier dieser Rahmen durch "Grundkenntnisse der Orthodoxie" ausgefüllt. In anderen Föderationsgebieten, etwa in Daghestan, würden im Rahmen des Faches "Religiöse Grundkenntnisse" Informationen über den Islam vermittelt. Marina Sacharowa hielt zugleich fest, dass in der Region Moskau auch islamische Eltern ohne Bedenken eine Entscheidung für das Fach „Grundkenntnisse der Orthodoxie" treffen könnten, da es dabei nicht um "einen religiösen, sondern um einen kulturellen Gegenstand" gehe.

     

    Aus den Formulierungen der regionalen Unterrichtsministerin wurde einmal mehr deutlich, dass das vor einigen Jahren in der Russischen Föderation eingeführte Fach "Religiöse Grundkenntnisse" nicht mit einem konfessionellen Religionsunterricht – wie er etwa in Österreich, Deutschland oder Italien üblich ist – verwechselt werden darf. Es handelt sich um eine "Information über Religion", die aber keinerlei Verkündigungscharakter hat. Zudem wird das Fach nicht überall in der Föderation in gleichem Mass angeboten.

     

     

    Bestrebungen der Russisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), die Wiedereinführung eines konfessionellen Religionsunterrichts an den staatlichen Schulen wie vor dem Lenin-Dekret vom 20. Januar 1918 ("Über die Trennung der Kirche vom Staat und der Kirche von der Schule") zu erreichen, sind bisher am entschiedenen gemeinsamen Widerstand sowohl der Anhänger der sowjetischen Tradition als auch des west-orientierten Neo-Säkularismus gescheitert. 

     

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  • Chaldäisch-katholischer Bischof Warduni: Hoffnung der Christen war immer auf eine "Befreiung ohne Waffengewalt" gerichtet

    Christen wollen Befreiung von Mosul, aber keine Rache 

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Bagdad/Irak, 17.10.2016 (poi/CBS KULTUR INFO)   "Wir wollen die Befreiung der grossen Stadt Mosul und der Ebene von Ninive, wir wollen Frieden und Sicherheit, damit das Volk redlich und ruhig leben kann. Aber wir wollen keine Rache": Mit diesen Worten brachte der chaldäisch-katholische Weihbischof Shlemon Warduni im Gespräch mit "Radio Vatikan" die Haltung der irakischen Christen angesichts der am 17. Oktober begonnenen Grossoffensive zur Vertreibung der IS-Terroristen zum Ausdruck. Die Hoffnung der Christen sei es immer gewesen, dass es zu einer "Befreiung ohne Waffengewalt" kommt, betonte der Bischof: "Wir möchten die sichere Befreiung der kleinen Städte und Dörfer der Ninive-Ebene, wo die Christen und ihre Vorfahren seit 2.000 Jahren zu Hause sind". Die IS-Terroristen hätten vieles zerstört, die Dörfer, die Kirchen, die Moscheen, die Kunstwerke. Aber die Schuld liege auch bei jenen, die den Terroristen "Waffen und Munition verkauft" und ihnen auf dem Schwarzmarkt das illegal geförderte Erdöl abgenommen hätten. "Die Welt hat nur zugeschaut", bedauerte Bischof Warduni: "Es hätte genügt, den Terroristen keine Waffen zu verkaufen, es hätte genügt, ihnen die Finanzquellen abzuschneiden". Aber niemand habe sich gerührt und so sei der vorübergehende Sieg des Bösen möglich gewesen.

     

    In der jetzigen Phase des Kampfes um Mosul und die Ninive-Ebene sei es wichtig, "dass nicht eine ethnische Gruppe über die andere triumphiert, dass es keine Racheakte gibt", betonte der Bischof. Leider sei zu befürchten, dass es anders kommt, es fehle der humane Geist, der "wahrhaft religiöse Geist". Wenn es so komme, wäre das eine "grosse Katastrophe" für den Irak, "wie in Aleppo und anderswo".

     

    Die Rückkehr der Christen nach Mosul und in die Städte und Dörfer der Ninive-Ebene könne beim Prozess der nationalen Versöhnung hilfreich sein, so Bischof Warduni. Aber noch sei es zu früh, darüber zu spekulieren. Solange es Hass und Rache gebe, sei daran nicht zu denken.

     

     

    Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis, teilte mit, dass er für die Zivilbevölkerung von Mosul bete. Erzbischof Mirkis hat in den beiden letzten Jahren vielen Familien geholfen, die aus Mosul fliehen mussten. Bei der jetzigen Grossoffensive der irakischen Armee, der kurdischen "Pesch Merga" und verschiedener Milizen gebe es zwar ein eklatantes Übergewicht über die Einheiten der IS ("Daesh")-Terroristen. Aber es sei zu befürchten, dass die Terroristen bis zuletzt Widerstand leisten und möglicherweise Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde missbrauchen werden. Je länger die militärischen Operationen zur Zerschlagung der Terrortruppe dauern, umso  mehr zivile Opfer werde es geben.

     

     

    Erzbischof Mirkis betonte, dass zehntausende vertriebene Christen aus Mosul und der Ninive-Ebene vor zwei Jahren in der Erdölmetropole Kirkuk und in Suleimaniya Zuflucht gefunden haben. Mit Unterstützung vor allem aus Frankreich und Deutschland sei es möglich gewesen, allein in Kirkuk 800 Familien eine würdige Wohnmöglichkeit zu verschaffen und 550 Jugendlichen ein Weiterstudium an der Universität zu ermöglichen. Diese Sorge um die Jugend sei besonders wichtig, so der Erzbischof: "Denn beim Wiederaufbau des Irak müssen auch die Christen mithelfen".

     

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     Syrien: Erzbischof Hindo beklagt Zunahme von Gewalt kurdischer Milizen gegenüber Christen   

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Jacques Behnan Hindo, Erzbischof von Hassaké-Nisibi,

     

    Schwierige Situation in Hassaké, einer der grossen Städte der syrischen Provinz Djazira

    Damaskus/Syrien, 20.09.2016 (poi/Fides/AsiaNews/CBS KULTUR INFO)   Für die Christen verschlechtert sich die Situation in der Grossstadt Hassaké (Al-Hasaka), in der Djazira, der nordöstlichen syrischen Provinz zwischen Euphrat und Tigris. Aus der Stadt wurden zwar die eingesickerten IS-Terroristen vertrieben, aber es gibt ständige Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Milizen (die rund 80 Prozent des Stadtgebiets kontrollieren sollen) und Regierungstruppen (die u.a. die offiziellen Gebäude im Stadtzentrum in der Hand haben).

     

    Der syrisch-katholische Erzbischof von Hassaké-Nisibi, Jacques Behnan Hindo hat im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur "Fides" von zunehmender Gewalt und Einschüchterungsversuchen gegenüber der christlichen Bevölkerung berichtet. Brandanschläge und ähnliche Vorkommnisse sind nach seiner Ansicht Bestandteil einer gezielten Strategie zur Vertreibung der Christen. Der seit 1996 amtierende Erzbischof gilt als nüchterner Beobachter aller am syrischen Konflikt beteiligten Gruppierungen.

     

    "Jedes Mal, wenn die kurdischen Milizen aktiv werden, um die eigene Vorherrschaft über die Stadt zu sichern, ist das Zentrum ihrer Aktionen jenes Stadtviertel, in dem sich sechs christliche Kirchen befinden und wo die meisten Christen leben", bedauert Erzbischof Hindo. In vielen Fällen seien Christen bedroht und aus ihren Wohnungen vertrieben worden, die anschliessend geplündert wurden. Auch er selbst sei Opfer eines solchen Einschüchterungsversuchs geworden, berichtet der Erzbischof: Als Milizionäre auf die Fenster seiner Wohnung schossen, hätten die Schüsse nur knapp seinen Kopf verfehlt. Zum Zeitpunkt des Vorfalls sei das Viertel von kurdischen Milizen kontrolliert worden, es habe keine anderen Bewaffneten in der Gegend gegeben.

     

    Auch eine humanitäre Hilfslieferung seiner Eparchie für muslimische Einwohner von ehemals von den IS-Terroristen belagerten Dörfern in der Umgebung von Hassaké sei unter Beschuss genommen worden. "Es ist sicher", so der Erzbischof zu diesem Vorfall, "dass die Schüsse nicht von Dschihadisten abgefeuert wurden, deren Basislager mehr als 20 Kilometer entfernt sind". Ausserdem mache es ihn besorgt, dass unter kurdischem Kommando jetzt auch Milizionäre zu finden seien, die früher mit den IS-Terroristen gemeinsam unterwegs waren.

     

    Um Ausgleich zwischen Kurden und syrischen Regierungstruppen ist nach einem Bericht der katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews" die armenische Gemeinschaft von Hassaké bemüht. Seitens der Armenier werde jeder Gedanke an Emigration zurückgewiesen. Die armenische Gemeinschaft in Hassaké hat tiefe historische Wurzeln; nach dem Völkermord im Osmanischen Reich 1915-1923 wurde die Gemeinschaft durch Flüchtlinge aus den türkisch verbliebenen Städten, vor allem aus Mardin, verstärkt. In der jetzigen Situation der de-facto-Teilung der Stadt haben die Armenier die Erlaubnis, von einer "Zone" in die andere zu wechseln; daher übernehmen sie immer wieder eine Vermittlerrolle.

     

    Laut "AsiaNews" ist die humanitäre Situation in Hassaké schwierig. Wie in anderen syrischen Städten ist die Stromversorgung immer wieder unterbrochen, die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist unzureichend, das Gesundheitssystem ist praktisch zusammengebrochen. Wer ärztliche Hilfe braucht, muss sich nach Kamischli (Al-Qamishli) wenden, die unmittelbar an der türkischen Grenze gelegene Stadt.

     

    In dem Bericht von "AsiaNews" sind aber auch erstmals Hinweise enthalten, dass es in er-Raqqa, der inoffiziellen Hauptstadt der IS-Terroristen, nach wie vor armenische Christen gibt, die dort als "Dhimmi" ("Schutzbefohlene" nach Scharia-Recht) leben müssen. Die armenische Kirche sei geschlossen, die Kreuze und Glocken abmontiert, zu seltenen Anlässen gebe es die Erlaubnis, dort "leise" einen Gottesdienst zu feiern. Dafür müsse extra eine Sondersteuer in Höhe von siebeneinhalb Gramm Gold gezahlt werden.

     

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    Redaktion: Erich Leitenberger (poi) und Christian B. Schäffler (CBS KULTUR INFO)

     

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  • Beim diesjährigen „Weltgebetstag für den Frieden“ werden – 30 Jahre nach dem Start dieser Initiative – 400 religiöse, politische, kulturelle Führungspersönlichkeiten aus aller Welt in der Franziskus-Stadt erwartet

     Papst Franziskus in Assisi im Zeichen des Friedens und des Amtsjubiläums von Bartholomaios I.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Assisi/Italien, 08.09.2016 (poi/CBS KULTUR INFO)   Der Besuch von Papst Franziskus beim diesjährigen "Interreligiösen Gebetstreffen für den Weltfrieden" am 20. September im italienischen Assisi steht einerseits im Zeichen des 30-Jahr-Jubiläums dieser von Papst Johannes Paul II. 1986 gestarteten Initiative, andererseits auch im Zeichen römisch-katholisch/-orthodoxer Freundschaft aus Anlass des silbernen Amtsjubiläums des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Insgesamt werden in Assisi 400 religiöse, politische, kulturelle Führungspersönlichkeiten aus aller Welt erwartet. 

     

    Das diesjährige Gebetstreffen für den Frieden, für dessen Gestaltung wieder die Gemeinschaft Sant'Egidio in Zusammenarbeit mit den Franziskanern und der Diözese Assisi verantwortlich zeichnet, steht unter dem Motto "Durst nach Frieden. Religionen und Kulturen im Dialog". Sant'Egidio verfügt über reiche Erfahrung bei der Organisation von Weltgebetstreffen für den Frieden. Die Gemeinschaft veranstaltet seit 1987 alljährlich in einer anderen Stadt ein solches Treffen "im Geist von Assisi".

     

    Das diesjährige Ereignis ist dreifach bedeutsam: Es findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem der Weltfriede vielfachen Gefährdungen u.a. durch Terror und Gewalt ausgesetzt ist. Es stellt ein Gegenprogramm zum vielbeschworenen "Clash of civilizations" dar, der von manchen schon als Alltagsphänomen betrachtet wird. Und es ruft den vor genau 30 Jahren – am 27. Oktober 1986 – von Papst Johannes Paul II. einberufenen ersten "Weltgebetstag der Religionen für den Frieden" in Erinnerung, der damals eine Sensation darstellte.

     

    Programm des Papstbesuches

     

    Der Helikopter mit Papst Franziskus wird am 20. September um 11.05 Uhr auf dem "Migaghelli"-Sportplatz landen. Dort werden den Papst der Bischof von Assisi und Nocera Umbra, Domenico Sorrentino, die Präsidentin der Region Umbrien, Catiuscia Marini, und die Bürgermeisterin der Franziskus-Stadt, Stefania Proietti, begrüssen. Um 11.30 Uhr wird Papst Franziskus im Sacro Convento in Assisi ankommen, dort begrüssen ihn P. Mauro Gambetti, der Kustos des Klosters, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby, der syrisch-orthodoxe Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. sowie höchste Repräsentanten des Islam, des Judentums und des Buddhismus. Anschliessend begrüsst der Papst im Kreuzgang von Sixtus IV. die übrigen Gäste. Um 13 Uhr folgt das gemeinsame Mittagessen im Refektorium, wobei auch einige Kriegsopfer anwesend sein werden. Der Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, wird bei dem Mittagessen in besonderer Weise auf das bevorstehende 25-Jahr-Jubiläum der Amtsübernahme von Patriarch Bartholomaios I. eingehen.

     

    Um 15.15 Uhr sind Einzelgespräche des Papstes mit Patriarch Bartholomaios I., Erzbischof Justin Welby, Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. sowie dem islamischen und dem jüdischen Repräsentanten vorgesehen. Um 16 Uhr finden an verschiedenen Orten in der Franziskus-Stadt Friedensgebete der verschiedenen Religionsgemeinschaften statt, die Christen versammeln sich zu einem ökumenischen Friedensgebet in der Unteren Basilika. Um 17.15 Uhr ist die Abschlusszeremonie auf der Piazza San Francesco angesetzt: Nach dem Gruss von Bischof Sorrentino werden Botschaften verlesen: Eine Botschaft eines Kriegsopfers, eine von Patriarch Bartholomaios I., je eine eines muslimischen, eines jüdischen und eines buddhistischen Repräsentanten sowie eine des Gründers von Sant’Egidio, Prof. Andrea Riccardi.

     

    Im Anschluss spricht Papst Franziskus. Dann wird ein weltweiter Friedensappell veröffentlicht, der an Kinder aus verschiedenen Nationen verteilt wird. Darauf folgen ein "Augenblick des Schweigens" für die Opfer der Kriege, die Unterzeichnung des Friedensappells und der Austausch des Friedensgrusses. Um 18.30 Uhr fährt Papst Franziskus zum Heliport in Santa Maria degli Angeli, von wo er mit dem Hubschrauber den Rückflug in den Vatikan antritt.

     

    Beten und Arbeiten

     

    Viele Teilnehmende kommen bereits am 18. September nach Assisi. Auch in diesem Jahr soll in Assisi nicht nur gebetet, sondern auch gearbeitet und diskutiert werden. Einige Themen der vorgesehenen "Panels": "Religion und Gewalt", "Die Märtyrer von heute", "Muslime und Christen gemeinsam für den Frieden", "Wirtschaft und Finanz im Dienst des Friedens", "Neue Europäer: Mehr Brücken und weniger Mauern", "Solidarität: Schlüsselwort der Gegenwart" sowie "Europa: Die Gründe für das Zusammenleben".

     

    Der Präsident von Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, spricht von einer angesichts der heutigen Situation überaus notwendigen Begegnung: "Heute stehen wir vor der grossen Frage nach Frieden, die uns all jene stellen, die unter Gewalt leiden und Opfer des Terrorismus und der zahlreichen Kriege unserer Zeit sind. Wir wollen ihre Stimme sein. Bei unserem Zusammenkommen geht es nicht nur darum, das von Johannes Paul II. vor 30 Jahren initiierte grosse Friedensgebet ins Gedächtnis zu rufen. Vielmehr wird es ein neues Ereignis auf dem Weg mit jenen Menschen sein, mit denen wir gemeinsam den Frieden bauen wollen". In Assisi werden - so Impagliazzo – "hochrangige religiöse und institutionelle Persönlichkeiten" zusammenkommen, um zu zeigen, dass die Religionen nicht gleichgültig gegenüber dem "Schrei der Völker nach Frieden" sind, dass sie zu den Hasspredigern auf Distanz gehen und sich für die Integration einsetzen, die "ein Schlüsselwort für die Verteidigung unserer Gesellschaften gegen die Gewalt" ist.

     

    Die starke Betonung des Amtsjubiläums von Patriarch Bartholomaios I. ist ein besonderer Akzent des Assisi-Treffens. Bartholomaios I. wurde am 22. Oktober 1991 zum Ökumenischen Patriarchen und Erzbischof des Neuen Rom/Konstantinopel gewählt. Er ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Als Ökumenischer Patriarch ist Bartholomaios I. Oberhaupt der Weltorthodoxie; seine Befugnisse reichen über einen blossen Ehrenprimat hinaus (etwa Einberufung von Konzilien, Streitschlichtung in autokephalen orthodoxen Kirchen usw.).

     

    Der heutige Patriarch wurde als Dimitrios Archondonis am 29. Februar 1940 im Dorf Aghii Theodori auf der türkischen Ägäis-Insel Imbros geboren (die Insel Imbros und die Nachbarinsel Tenedos wurden 1923 von der Verpflichtung zum "Bevölkerungstausch" ausgenommen). Er studierte Theologie an der berühmten Theologischen Hochschule in Chalki, an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom sowie in München. Im Jahre 1961 wurde er zum Diakon, 1969 zum Priester geweiht. Drei Jahre später wurde er Leiter der Patriarchatskanzlei im Phanar. 1973 erfolgte seine Weihe zum (Titular-)Bischof von Philadelphia. 1990 wurde er Metropolit von Chalkedon und damit ranghöchstes Mitglied des Heiligen Synods.

     

    Patriarch Bartholomaios engagiert sich sowohl im ökumenischen als auch im interreligiösen Dialog. Er spricht Griechisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch und Lateinisch fliessend. Ausserdem setzt er sich stark für die Bewahrung der Schöpfung ein (u.a. durch die "schwimmenden Symposien" auf Meeren und Flüssen), sodass er in der Öffentlichkeit immer wieder als "Grüner Patriarch" tituliert wird.

     

    Am 19. März 2013 nahm Bartholomaios I. an der Amtseinführung von Papst Franziskus teil. Zum ersten Mal seit dem Schisma von 1054 reiste somit das Oberhaupt der orthodoxen Kirche zu einer Amtseinführung des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche. Mittlerweile verbindet den Ökumenischen Patriarchen eine herzliche Freundschaft mit Papst Franziskus. Aus Anlass seines silbernen Amtsjubiläums erscheint eine Festschrift unter dem Titel "Bartholomaios I. und Papst Franziskus".

     

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  • Ein Überblick auf 600 Jahre theologische, politische und kulturelle Beziehungen zwischen Basel und der Kirche von England

    Neuerscheinung: Basel und die Kirche von England 

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Basel, 01.09.2016 (CBS KULTUR INFO)   Im geschichtsträchtigen Haus "Zum Vorderen Sessel" in der Basler Altstadt, wo sich heute das Pharmazie-Historische Museum der Universität Basel befindet, stellte der Anglikaner und Freizeitforscher Bryan Stone sein Werk "Basel and the Church in England – 600 years of theological, cultural and political connections" vor.

     

    In seinem Buch beschreibt Stone die Einflüsse Basels, die über 600 Jahre, bis in das 20. Jahrhundert hinein, auf die Kirche von England gewirkt haben. Der Autor bringt spannende Ereignisse um den englischen Philosophen, Theologen und Kirchenreformer John Wyclif, das Basler Konzil (1431-1449), Karl der Kühne, König Heinrich VIII. (Begründer der englischen Staatskirche), Erasmus von Rotterdam, die Reformationszeit, Hans Holbein der Jüngere, Huldrych Zwingli, Johannes Fox, die vor Königin Maria I. (England) geflüchteten Kleriker, Charles Edward Stuart (der "hübsche Prinz Charlie") und das Basler Grand Hotel Drei Könige (Les Trois Rois) aufs Papier. Die Beziehungen der Kirche von England zur Stadt Basel begannen in einer Zeit, als Basel Konzilsort, Stadt der Humanisten, Gelehrten und Reformatoren sowie Wahlheimat von Erasmus von Rotterdam war. Als Druckerstadt war Basel ein europäisches Handels- und Kulturzentrum ersten Ranges. Die kirchlichen Einflüsse, die von Basel aus die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft über 600 Jahre prägten, werden im Buch ausführlich beschrieben.

     

    Dank diesem jahrhundertelangen Austausch sind auch Impulse von der Anglikanischen Kirche ausgegangen, die in der Rheinstadt Mission, Gesellschaft und Kirche spürbar beeinflusst haben. Beispiele dafür sind bis heute tätige Einrichtungen wie die 1815 gegründete "Evangelische Missionsgesellschaft in Basel" (später "Basler Mission", heute: "mission 21") und die 1804 gegründete Basler Bibelgesellschaft.

     

    Der Autor Bryan Stone hat sowohl die Basler als auch die englischen Quellen, meist aus Universitäts- und Archivbeständen, eingehend studiert und stellt sie in seinem Werk in einem ausgewogenen Bild zusammen. Dabei ist es ein Glückfall, dass das Buch – nach 13jähriger Forschungsarbeit – gerade rechtzeitig als geschichtlicher Beitrag auf Englisch zum Erasmus-Jahr 2016 in Basel erscheint.

     

    Informationen zum Buch:

    Bryan Stone (Hrsg.):

    "Basel and the Church in England – 600 years of theological, cultural and political connections" 

    Seitenzahl: 270 Seiten

    Genre: Paperback

    Sprache: Englisch

    Verlag: Public Book Media Verlag, Frankfurt am Main – London – New York

    ISBN 978-3-86369-277-3 - Preis: CHF 23.80 - € 19.80 - £ 16.80

     

    Geschichtsträchtiger Ort der Buchvernissage:

    Am Ort der Buchpräsentation, im Haus "zum Vorderen Sessel" am Totengässlein in Basel, standen vor 500 Jahren die Druckerpressen von Johannes Froben. Dort hat der Buchdrucker und Verleger Froben 1516 die von Erasmus zusammengestellte griechische Fassung des Neuen Testaments gedruckt. Eine kleine Ausstellung "SETTING ERASMUS" im Pharmazie-Historischen Museum Basel zeigt noch bis zum 24. September Originalwerke aus der Druckerwerkstatt Johannes Frobens.

     

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