• STIMME DER KIRCHEN IN ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ

    Österreich: Kirchen bitten Staat um Anerkennung des Völkermords an den Armeniern

     

     

     

     

     

    Österreich: Kirchen bitten Staat um Anerkennung des Völkermords an den Armeniern

    Wien/Bern, 07.04.2015 (CBS KULTUR INFO)   Mit dem Ersuchen, dass die Republik Österreich den Völkermord am armenischen Volk anerkennen und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen möge", hat sich der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in gleichlaufenden Briefen an den österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Aussenminister Sebastian Kurz gewandt. Die Briefe wurden vom Vorsitzenden des ÖRKÖ, dem evangelisch-methodistischen Superintendenten Lothar Pöll, und seinen beiden Stellvertretern, dem römisch-katholischen Diözesanbischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, und dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, unterzeichnet. Anlass ist das am 24. April bevorstehende 100-Jahr-Gedenken des Beginns des Völkermords an den Armeniern "und anderen christlichen Gruppen" im Osmanischen Reich.

     

    Die Anerkennung dieses ersten Völkermords zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei von österreichischer Seite "längst überfällig", betont der ÖRKÖ-Vorstand und erinnert daran, dass der Österreicher Franz Werfel dieser Tragödie mit seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" ein bleibendes Denkmal gesetzt habe. Zudem verweist der ÖRKÖ-Vorstand auf die Stellungnahme der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) von 1983: "Das Schweigen der Weltöffentlichkeit und bewusste Bemühungen, selbst historisch erwiesene Tatsachen abzuleugnen, stellen für das armenische Volk, die armenischen Kirchen und viele andere eine ständige Quelle des Schmerzes und der Verzweiflung dar".

     

    Eine offizielle Anerkennung des Völkermords, wie sie von vielen Staaten und Institutionen auf europäischer wie weltweiter Ebene bereits erfolgt ist, könnte ein Zeichen der Wiedergutmachung und Versöhnung bedeuten, so der ÖRKO-Vorstand: "Dies gilt umso mehr, als es in der Türkei von heute auf zivilgesellschaftlicher Basis deutliche Anzeichen der Bereitschaft gibt, das schreiende Unrecht der Ereignisse nach dem 24. April 1915 anzuerkennen und zu bedauern".

     

    Ökumenischer Gottesdienst am 24. April im Wiener Stephansdom

     

    Die Kirchen in Österreich werden am bevorstehenden 24. April gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom bei einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des armenischen Völkermords, der Opfer der Christen der syrischen Tradition und der Opfer der griechischen Christen des Pontus und Ioniens gedenken, kündigt der ÖRKÖ-Vorstand in dem Brief an die führenden Repräsentanten der Republik an. Abschliessend heisst es in dem Schreiben: "Wir verbinden dieses Gedenken mit dem innigen Wunsch, dass sich solche Vorgänge nie mehr – wo auch immer – ereignen mögen".

     

    Völkermord darf nicht vergessen oder verleugnet werden

     

    Der Genozid an den armenischen, syrischen und griechischen Christen Anatoliens darf nicht vergessen oder verleugnet werden, betonte der armenisch-apostolische Patriarchaldelegat für Mitteleuropa, P. Tiran Petrosian. Es sei wichtig, dass die Kirchen in Österreich am 24. April – dem 100. Jahrestag des Beginns des Völkermords mit der Verhaftung von 2.000 armenischen Politikern und Intellektuellen in Konstantinopel durch die osmanische Geheimpolizei – im Wiener Stephansdom gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn der Opfer gedenken werden. Wörtlich sagte P. Petrosian: "Es geht nicht um Geschichte, es geht um die Angst, dass sich die Geschichte in so vielen Regionen wiederholt, die stets urchristliches Kulturland gewesen sind. Wir alle denken mit grossem Schmerz daran, wie viele Christen heute wegen ihres Glaubens verfolgt werden, auch angesichts der Untaten gegen Christen und Jeziden durch die IS-Terroristen".

     

    Schweizer Kirchen wollen Gedenken an Genozid viel Raum geben

     

    Österreich: Kirchen bitten Staat um Anerkennung des Völkermords an den Armeniern

     

     

     

     

     

     

    Auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) wandte sich zum 100. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern am 24. April 2015 in einer Erklärung an die Öffentlichkeit.

     

    Der Mord an rund 1,5 Millionen Armeniern und Armenierinnen gilt als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts, heisst es in der AGCK-Medienmitteilung. Viele seien auch an den Folgen der grausamen Deportation, den Todesmärschen gestorben. Gleichzeitig hätten die türkischen Behörden eine Zwangsislamisierung an der zweitgrössten christlichen Minderheit im Osmanischen Reich betrieben. "Die theologischen, sozialen, politischen und psychologischen Folgen dieses Genozids sind bis heute gegenwärtig", so die Arbeitsgemeinschaft. Verstärkt werde das Gedenken durch die gegenwärtige Christenverfolgung in Syrien. Die historische Aufarbeitung sei schwierig, da sich die Türkei bis heute weigere, das damalige Geschehen als Völkermord zu anerkennen und um eine Entschuldigung zu bitten.

     

    Am 24. April sollen die Kirchenglocken ein Zeichen des Mitgefühls setzen

     

    Bischof Harald Rein, Präsident der AGCK in der Schweiz, wolle mit der Arbeitsgemeinschaft dem Gedenken des Genozids viel Raum geben. Die AGCK Schweiz bitte die Gläubigen ihrer Mitgliedskirchen, der Opfer des armenischen Völkermordes und ihrer Angehörigen im Gebet zu gedenken, speziell im Sonntagsgottesdienst vom 26. April. Zudem lädt sie die Gläubigen ein, an den Gedenkveranstaltungen in Genf, Bern, Zürich und Hundwil (AR) teilzunehmen. Die AGCK bittet die Kirchgemeinden, dem Ersuchen der Armenisch Apostolischen Kirche der Schweiz zu entsprechen und am Freitagabend, 24. April, um 19. 00 Uhr während fünf Minuten die Kirchenglocken als Zeichen des Mitgefühls läuten zu lassen. Vorgängig solle die Öffentlichkeit darüber informiert werden, um Irritationen zu vermeiden.

     

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