• Verstärkte Hasskampagne im Iran gegen religiöse Minderheit der Bahá'ís

    Seit Amtsübernahme der Regierung Rohani über 150 Mitglieder festgenommen

     

    Verstärkte Hasskampagne im Iran gegen religiöse Minderheit der Bahá'ís

     

     

     

     

     

     

     

     

     

        Bericht über die Lage der Bahá'ís in Iran

     

    New York/USA, 01.12.2016 (CBS KULTUR INFO)   Ende Oktober veröffentlichte die internationale Bahá'í -Gemeinde (Bahá'í  International Community) am Sitz der UNO in New York einen Bericht über die aktuelle Lage der Bahá'ís in Iran. Darauf weist die Heinrich Böll Stiftung in ihrem Iran-Report 11/16 hin. Dem Bericht zufolge werden die Mitglieder dieser religiösen Minderheit nach wie vor stark unterdrückt und ausgegrenzt. Auch unter der Regierung Rohani werde, trotz des Versprechens des Präsidenten, die Rechte der religiösen Minderheiten zu schützen, die Unterdrückung in mancherlei Hinsicht sogar verstärkt fortgesetzt, wenn auch mit Methoden, die weniger spektakulär seien.

     

    In dem 122-seitigen Bericht heisst es, die Regierung Rohani habe die "Hasskampagne" gegen die Bahá'ís verstärkt, zum Beispiel hätten propagandistische Berichte in den Medien gegen die Bahá'ís stark zugenommen. Seit der Amtsübernahme der Regierung seien mindestens 151 Gemeindemitglieder festgenommen worden, mindesten 288 Mitglieder seien wirtschaftlich benachteiligt worden oder hätten aus Furcht vor Attacken ihre Geschäfte geschlossen.

     

    Weiter heisst es in dem Bericht, Tausenden jugendlichen Gemeindemitgliedern sei der Zugang zu den Universitäten verweigert und 28 Studierende seien exmatrikuliert worden.

     

    Im Gegensatz zu anderen religiösen Minderheiten wie den Christen, Juden oder Anhängern des zaratustrischen Glaubens werden die Bahá'ís in Iran nicht als religiöse Minderheit anerkannt. Aus der Sicht der Islamischen Republik handelt es sich bei den Bahais um Abtrünnige, um eine "böse Sekte".

     

    Dem Bericht zufolge sind seit 2005 mehr als 860 Gemeindemitglieder festgenommen und mehr als 275 zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.

     

    Am 26. Oktober veröffentlichte die internationale Bahá'í-Gemeinde ausserdem eine Erklärung zum Mord an einem Bahá'í-Mitglied in der Stadt Yasd. Demnach wurde der 63-jährige Farhang Amiri von zwei Männern mit Messern vor seinem Haus niedergestochen. Amiri erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die beiden Täter wurden festgenommen. Einer von ihnen gab die Tat zu. Er habe Amiri töten wollen, weil er gewusst habe, dass er Anhänger der Bahá'í -Religion sei.

     

    Die deutsche Bahá'í-Gemeinde zeigte sich "zutiefst betroffen über die Ermordung von Herrn Amiri", heisst es in einer Erklärung vom 28. Oktober. "Sie ist beunruhigt über die nicht nachlassende Verfolgung der Bahá'í  im Iran, die den Nährboden für solche Gewalttaten liefert", erklärte der Sprecher der Gemeinde, Professor Ingo Hofmann. "Wenn die Behauptung von Präsident Rohani glaubwürdig sein soll, dass unter seiner Präsidentschaft alle iranischen Bürger unabhängig von ihrem religiösen Glauben gleiche Rechte geniessen, dann muss die Aufklärung dieses Falls von der Regierung Irans äusserst ernst genommen werden."

     

    Im November waren die Bahá'í im Iran Ziel einer Welle von landesweiten Geschäftsschliessungen. In einer grösseren Aktion wurden über 100 von Bahá'í geführte Geschäfte unter anderem in Sari, Ghaemshahr und Bandar Abbas, die aufgrund von Baha’i-Feiertagen am 1. und 2. November vorübergehend geschlossen worden waren, von den iranischen Behörden versiegelt.

     

    Neben laufenden öffentlichen Hasskampagnen, Verweigerung des Rechts auf Bildung, Schändung von Bahá'í-Friedhöfen, Inhaftierungen und Razzien und Straflosigkeit für Gewalttaten gegen Bahá'í wird in den letzten Jahren regelmässig staatlicherseits gezielter wirtschaftlicher Druck auf die Baha’i im Iran eingesetzt.

     

    Weltweit gibt es mehr als sechs Millionen Bahá'í, die sich auf die Lehren des Religionsstifters Baha'ullah (1817–1892) berufen und nach ihm als Bahá'í bezeichnet werden. In ihrem Ursprungsland Iran bilden die Bahá'í zwar die grösste religiöse Minderheit, sind aber seit jeher starken Verfolgungen ausgesetzt. Sie leben in etwa 100.000 Orten rund um den Globus und vertreten über 2000 verschiedene ethnische Gruppen. Hauptverbreitungsgebiete heute sind Indien, Afrika, Süd- und Nordamerika. In der Schweiz zählt die Bahá’í-Gemeinde etwa 1'000 Mitglieder in 200 Ortschaften.

     

    Dokumentation

    Der Bericht "The Bahá’í Question Revisited: Persecution and Resilience in Iran" ist in englischer Sprache abrufbar unter:

    https://www.bic.org/sites/default/files/pdf/iran/thebahaiquestionrevisited_final_160839e.pdf

     

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    Impressum:

    Verstärkte Hasskampagne im Iran gegen religiöse Minderheit der Bahá'ís

     

     

     

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