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RUSSISCHER APPELL AN EUROPÄISCHE UNION
Neuer Konflikt in der Ukraine um die russische Unterrichtssprache
Logo des "Weltkonzils"
Moskau/Wien, 9. Juni 2020 (CBS KULTUR INFO) Das vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. geleitete "Weltkonzil des Russischen Volkes" (russisch: Всемирный Русский Народный Собор) hat sich - gemäss der Wiener Stiftung "Pro Oriente" - an die internationalen Organisationen und an die führenden Persönlichkeiten der Europäischen Union (EU) gewandt, weil in der Ukraine die russischsprachigen Schulen ab 1. September auf die ukrainische Unterrichtssprache umgestellt werden sollen. Es sei notwendig, diese Diskriminierung gegen russischsprachige Menschen in der Ukraine im Bereich der schulischen Bildung zu stoppen, wurde in einer am 2. Juni veröffentlichten Erklärung des "Weltkonzil des Russischen Volkes" festgestellt. Eine Schliessung der russischsprachigen staatlichen Schulen würde die Zwietracht unter den Bürgern der Ukraine vertiefen und zur "Radikalisierung" des Konflikts im Osten und Südosten des Landes beitragen, wo viele Bürger Russisch als ihre Muttersprache betrachten und ihren Kindern eine Schulbildung in ihrer eigenen Kultur und Sprache vermitteln wollen. Die Bedenken der "Weltversammlung des russischen Volkes" werden auch von Vertretern der rumänischen, polnischen, ungarischen und tatarischen Sprachgruppen in der Ukraine geteilt, berichtet "Pro Oriente".
Die Schliessung der russischsprachigen Schulen in der Ukraine könne nur als "diskriminierende Massnahme" bezeichnet werden, heisst es in dem Appell des "Weltkonzil des Russischen Volkes", einem Gremium von hochgestellten Vertretern aus russisch-orthodoxer Kirche, Politik und Wissenschaft. Die führenden Persönlichkeiten der internationalen Menschenrechtsorganisationen und der europäischen Staaten hätten die Pflicht, die Regierung in Kiew darauf aufmerksam zu machen, dass es um eine Verletzung der "fundamentalen Prinzipien internationaler Vereinbarungen" gehe, die allesamt von der Ukraine unterzeichnet wurden.
Das "Weltkonzil" als politische Religion
Für den russischen Religionssoziologen Boris Knorre wurde "die Kirche zum Treibriemen in der Staatsmaschinerie, wie es im Grossen und Ganzen bereits 1993 beabsichtigt war, als das "Weltkonzil des Russischen Volkes" unter Beteiligung von Vizepräsident Alexander Ruzkoi ins Leben gerufen wurde, um die Staatsideologie zu stärken." Doch alle diese Spiele seien äusserst riskant, so Knorre. "Wir haben erreicht, dass der Fundamentalismus salonfähig geworden ist."
Boris Knorre ist Dozent an der Philosophischen Fakultät (NRU HSE) sowie an der Hochschule für europäische Kulturen (RGGU) in Moskau. Sein Fachgebiet sind rechte fundamentalistische orthodoxe Gruppierungen. Zum Verhältnis von orthodoxer Kirche und Staat stellt Knorre auf der Internetplatttfom "dekoder" fest: "Die politische Religion ist unsere neue Realität, die wenig gemein hat mit dem orthodoxen Glauben".
Stichwort: "Weltkonzil des Russischen Volkes"
Die Organisation wurde im Jahr 1993 unter der Federführung der Russisch-Orthodoxen Kirche ins Leben gerufen. An den jährlichen Versammlungen nehmen orthodoxe Kirchenvertreter, aber auch Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft sowie konservativer sozialer Gruppen teil. Das Konzil versteht sich als Forum für die Stärkung der geistig-moralischen Grundlagen der russischen Nation bei der Entwicklung der russischen Zivilgesellschaft.
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