• Evangelische Christen in Russland: Die Warterei auf den weissen Rauch

    15. Jahreskonferenz der Russischen Evangelischen Allianz in Moskau – Wiederwahl von Allianz-Präsident Alexander Feditschkin

     Evangelische Christen in Russland: Die Warterei auf den weissen Rauch

     

     

     

    Moskau/Russland, 08.03.2018 (REA/CBS KULTUR INFO)   Der weisse Rauch aus dem Schornstein liess auf sich warten. Mit dieser römisch-katholischen Metapher beschrieb der wiedergewählte 66-jährige Alexander Feditschkin, Präsident der Russischen Evangelischen Allianz (REA), die langwierigen, internen Verhandlungen bis zur Einigung auf seine Kandidatur für eine neue dreijährige Amtszeit. Folglich begann die 15. Jahreskonferenz der REA, am 22. Februar in der lutherischen "St. Petri- und Pauli-Kathedrale" in Moskau stattfand, mit einer Verspätung.

     

    Der Theologe Feditschkin, langjähriger Baptistenpastor in Moskau, amtiert seit 2013 als REA-Präsident. Generalsekretär Sergei Wdowin, Pastor der "Vereinigung von Kirchen evangelischer Christen" in Moskau, hat seit 2011 diese Funktion inne. Der frühere Leiter der REA, der baptistische Seminarleiter Wladimir Rjagusow (geb. 1950), erlitt 2013 einen schweren Schlaganfall. Gegenwärtig lebt er mit seiner Familie in Seattle/Bundesstaat Washington.

     

    Wichtig bei der diesjährigen Konferenz mit ihren 30 Teilnehmern war die Bestimmung, dass nur die offiziellen Delegierten von Kirchen und kirchlichen Organisationen über ein Stimmrecht verfügten. So liess sich verhindern, dass Mitglieder einer einzigen Ortsgemeinde den Ausgang von Wahlen hätten mitbestimmen können. Nahezu alle führenden protestantischen Denominationen des Landes waren bei der Konferenz vertreten. Der REA-Leitung ist es bisher relativ gut gelungen, ihrer Basisfunktion als Dachorganisation nachzukommen, also ohne von Kirchen oder Organisationen abhängig zu sein.

     

    Die Wiederwahl Alexander Feditschkins weise auf Kontinuität hin – mit grösseren Überraschungen ist nicht zu rechnen, so William Yoder, Mediensprecher der REA. Immerhin habe Witali Wlasenkos Ernennung zum "Globalen Botschafter" im April 2017 zu einem bedeutenden Auftakt an ausländischen Aktivitäten geführt. Wlasenko, bis März 2017 Abteilungsleiter für Aussenbeziehungen beim Russischen Baptistenbund, spielte bereits eine leitende Rolle in der osteuropäischen Arbeit der in der Schweiz beheimateten Europäischen Evangelischen Allianz (EEA). Die EEA wird vom 8. bis 13. Oktober im estnischen Tallinn eine Konferenz für Jugendleiter durchführen.

     

    Wlasenko bemüht sich ferner um die Vernetzung der protestantischen Geschäftsleute und Landwirte Russlands. "Es reicht nicht aus, dass sich Bauern mit dem Ernähren der eigenen Familie begnügen – unsere Ziele müssen weiter reichen. Unsere Gemeinden werden finanziell erst selbständig, wenn wir sehr viel mehr Firmen haben, die die Arbeit der Kirchen unterstützen," so Wlasenko. Gutbezahlte Arbeitsstellen seien das beste Mittel gegen eine anhaltende Abwanderung in den Westen. Man ist auch deshalb auf der Suche nach ausländischen Krediten und Investoren sowohl im Westen wie in China.

     

    Gleichzeitig will die Russische Allianz eine zutiefst russische Einrichtung bleiben. Die 70 Mitglieder in der "Balsam"-Gemeinde des Sergei Wdowin erzielten bemerkenswerte Fortschritte beim Versuch, eine Selbstbestimmung und Selbstfinanzierung zu erzielen. Wdowin weist häufig darauf hin, die russische Kirche müsse sich nun auf die eigenen Kräfte verlassen.

     

    Der Russische Protestantismus bleibt jedoch weiterhin gespalten. Seit 2015 arbeiten nicht mehr alle grösseren Denominationen im "Konsultativrat der Leiter der protestantischen Kirchen Russlands" mit. Die REA wird in Zukunft an den Sitzungen des Konsultativrats teilzunehmen. Die Evangelische Allianz sieht im Konsultativrat keinen Konkurrenten: Der Konsultativrat ist bemüht, von oben nach unten zu arbeiten, bei der Allianz ist dies umgekehrt der Fall. Die REA ist bestrebt, eine Laienbewegung von Christusgläubigen zu sein, die sich um die zwischenkirchliche Kooperation bemüht. Sie versteht sich als eine Bewegung, in der alle Protestanten mitmachen können.

     

    Bei der Jahreskonferenz wies Präsident Feditschkin auf die Angst der Gläubigen vor den Folgen der restriktiven Jarowaja-Gesetze von 2016 hin. Diese Gesetze enthalten u.a. ein Verbot evangelistischer Aktionen auf öffentlichen Plätzen sowie das Beschränken religiöser Handlungen auf offiziell dafür vorgesehene Räumlichkeiten. Zahlreiche Kirchengebäude und Bildungsprogramme würden gegenwärtig vom Staat unter die Lupe genommen, so Yoder. Die Leitung der Allianz bleibe sich jedoch einig in der Überzeugung, dass man sich ruhig verhalte und weiterhin den Auftrag der Kirche in vollem Umfange wahrzunehme. Beim Kirchentreffen beschrieb Iwan Boritschewski vom Moskauer Büro der von Eduard Grabowenko angeführten, pfingstlerischen "Russischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens" die Gegenwart sogar als eine "grossartige und gesegnete Zeit, um der Arbeit der Kirche nachzukommen". Da sich die Kirchen um die Einhaltung aller russischen Gesetze bemühen, gebe es keinen Grund für die Angst.

     

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