• BUCH-REZENSION: «Das Franziskus Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche»

    BUCH-REZENSION

     

    «Das Franziskus Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche»; Marco Politi (Autor); Verlag HERDER, Freiburg-Basel-Wien; 297 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag; 1. Auflage 2020; ISBN 978-3-451-39446-1; € 24.00. Auch als «ebook!» erhältlich.

     BUCH-REZENSION: «Das Franziskus Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche» 

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Der Journalist und Vatikan-Insider Marco Politi erregte 2019 mit seinem auf Italienisch erschienen Buch «La solitudine di Francesco. Un papa profetico, una chiesa in tempesta» über den «heimlichen Bürgerkrieg» im Vatikan, dem Machtzentrum der römisch-katholischen Kirche, viel Aufsehen. Dieses Buch erschien jetzt beim Freiburger Verlag Herder unter dem Titel «Das Franziskus-Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche» in einer deutschen Ausgabe.

     

    Das Buch liest sich wie ein Krimi und vermittelt Einblick in die Probleme und Herausforderungen, denen sich heute die römisch-katholische Kirche und ihr Oberhaupt stellen müssen. Der «heimliche Bürgerkrieg» in der römisch-katholischen Kirche von heute sei etwas ganz anderes und sehr viel Aggressiveres als die theologischen Auseinandersetzungen und Dispute, die die Pontifikate Pauls VI., Johannes Pauls II., und Benedikts XVI. in den vergangenen 50 Jahren geprägt haben.

     

    Auf rund 300 Seiten beschreibt und kommentiert der Autor die katholischen Debatten und Streitfragen der vergangenen Jahre und stellt Fragen: Wie können Missbrauch und sexuelle Gewalt durch Priester aufgearbeitet werden? Welche Rechte und Ämter sollen Frauen in der katholischen Kirche erhalten? Wie klerikal und zentralistisch will Kirche sein? Wie ist eine Vermittlung von Tradition und Moderne möglich?

     

    Das Ringen um die Zukunft der römischen Kirche sei, so Politi, dramatischer denn je. Mit seinem Detailwissen offenbart er den erbitterten Widerstand von Teilen der Kirchenführung gegen die Reformbemühungen des Papstes und schreibt von einem internationalen Netzwerk gegen Franziskus. In dieser schwierigen Situation sehe sich Franziskus innerhalb der Kurie zunehmend isoliert. Der Vatikanexperte verweist dabei auf eine Aussage des Kirchenhistorikers Andrea Riccardi, dass es in den letzten 100 Jahren vonseiten des Klerus und der Bischöfe nie eine solche Opposition gegen einen amtierenden Papst gab wie heute.

     

    Seit Jorge Mario Bergoglio Papst ist, hat sich die Welt von Grund auf gewandelt. Unter dem Titel «Das ferne Amerika» geht Politi im 4. Kapitel auf die besonderen Beziehungen des Vatikans zu den USA seit 2016 bis heute ein. Er beleuchtet Positionen der Diplomatie, Politik, Religion und Ethik mit denen der Heilige Stuhl und die Vereinigten Staaten vom Amerika übereinstimmen oder auf Konfrontation stehen. Dabei spielen sowohl die Beziehungen zu Israel, Palästina, Juden als auch Fragen zu Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und Lebensschutz eine Rolle. Gerade in den USA erfährt Franziskus aus konservativen und traditionalistischen Kreisen spürbaren Widerstand. Diese werfen dem Papst vor, er wolle die katholische Lehre verändern und moralische Normen verwässern.

     

     

    Das Buch geht auch auf das Gottesbild des Papstes und sein Verständnis von Kirche ein, welches anders ist als bei seinen Vorgängern. Sein Ziel sei eine Kirche, welche den Menschen im 21. Jahrhundert gerecht wird, damit verbunden ein Abbau an Klerikalismus, Zentralismus und Dogmatismus. Die Menschen, welche die Kirche repräsentieren, sollten auch Vorbilder im Glauben und Leben sein, wie es das Kirchenoberhaupt selbst immer wieder mit beispielhaften Aktionen vormacht. Den Rufen nach dogmatischer Strenge setze Franziskus das Bild eines barmherzigen Gottes entgegen, so der Vatikan-Experte. Auch strebe der Papst mehr Entscheidungsfreiheiten und Gestaltungsspielräume für die Kirche vor Ort an. Politi würdigt auch die Bemühungen von Franziskus, die Vatikan-Finanzen transparenter zu machen.

     

     

     

    Andererseits erwähnt Politi zudem die Enttäuschung vieler, die unter Papst Franziskus auf Öffnung der Kirche in Punkten wie dem Priester-Zölibat oder der Rolle der Frau (Frauendiakonat, Frauenpriestertum) gehofft hatten.

     

     

     

    Vatikan-Kenner Politi bezeichnet den heutigen Papst als einen zähen Kämpfer und erwartet, dass er trotz aller Widerstände weiter für seine Überzeugungen kämpfen wird. In der «Schlussphase» seines Pontifikats, so Politi, seien noch Überraschungen zu erwarten. Der 83-jährige Argentinier verstehe sich als Sämann, dessen Saat langfristig aufgehen soll. Umgekehrt zögen die Gegner alle Register, um Veränderungen zu blockieren, so Politi. Schon jetzt habe im Vatikan das «Strippenziehen» begonnen, um einen «Franziskus II.» zu verhindern.

     

     

     

    Text: Christian B. Schäffler

     

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